HEIMKEHR, Fabian Dombrowski, „Kein Weltuntergang“, Verlag OhneOhren

Ein aus dem Krieg heimkehrender Soldat stellt zu seinem Erschrecken fest, dass auf seinem Heimweg viele Lebensjahre verloren gingen. Losgelöst aus der Zeit, scheinen Jahre in seinem Heimatdorf vergangen. Was ist passiert?

Die Kurzgeschichte konzentriert sich ganz auf das Lösen dieses Rätsels. In seiner Erinnerung kehrt der Soldat zu einem seltsamen Ort zurück, der für diesen Umstand verantwortlich ist.
Vielleicht ist es meiner leidenschaftlichen Vorliebe für das Schwert zu verdanken, dass ich die Geschichte anfangs falsch verortet habe  Doch sobald die Worte „Gewehr“ oder Artillerie fielen, hat mich die Erzählstimme und der Bildungshintergrund des Soldaten nicht mehr irritiert.
Äußerst genau (mit militärischer Präzision eben 😉 )beschreibt der namenlose Erzähler seine Erlebnisse, die zunehmend märchenhafter und entrückter werden.
Eine klassische mythische oder sagenhafte Verortung blieb aus, was mir sehr gefallen hat. Vielleicht ist es auch lediglich aus dem osteuropäischen Kulturraum und ich Banause kenne es nicht, auf jeden Fall ist es (falls direkter Bezug vorhanden) nicht das gewöhnliche 0815-Sagentum. Ein dicker Pluspunkt.
Lediglich das Ende war mir etwas zu abrupt: gerade als der Erzähler realisiert, was passiert ist, endet die Geschichte. Wenn es ein Umfangsproblem war, hätte ich persönlich lieber eine Kürzung in der Mitte gelesen und dafür noch mehr zu der Reaktion des Helden gefunden.
Abgrundtiefe Verzweiflung gilt vielleicht als ungeschicktes Ende für eine Kurzgeschichte, für mich hätte das einen weiteren Pluspunkt bedeutet. Nunja, vielleicht habe ich einen ungewöhnlichen Geschmack. Ich lese auch gerne SEHR düstere Kurzgeschichten.

FAZIT:
Ein Märchen in überwiegend militärisch präzisem Stil, kein Lichtblick, aber ein Abblenden des Autors vor der totalen Verzweiflung.
Ich habe die Geschichte sehr gerne gelesen, bisher mochte ich alle Kurzgeschichten des Autors.